SARKOPENIE

2500 Worte | 20 Minuten Lesezeit


Lieber Kunde, Patient und/oder (Fach)Arzt,

mit dieser Seite möchten wir Ihnen einen Einblick in das Thema Sarkopenie geben, dessen Problematik und unser entsprechendes Vorgehen schildern und unsere Behandlungsmethode erläutern. Hierfür beziehen wir uns ausschließlich auf wissenschaftliche Studien und unsere jahrelange Erfahrung in der Praxis. Wir möchten ihnen die Möglichkeit geben, sich vorher schon besser über die Thematik informieren und offene Fragen oder mögliche Unsicherheiten klären zu können und so zu verstehen, was eigentlich hinter dieser Diagnose steckt.

Auf dieser Seite befassen wir uns mit der Diagnose Sarkopenie. Der Begriff Sarkopenie ist den meisten von ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht bekannt. Dabei handelt es sich hierbei um eine der größten Gefahren beim Älterwerden und damit auch um den Mitverursacher vielerlei Beschwerden, Probleme und Krankheiten.

Mit zunehmendem Alter verlieren wir Menschen an Muskelmasse und -kraft. Hierbei handelt es sich um einen unvermeidbaren Prozess, der jeden unserer älteren Mitmenschen betrifft. Dieser Verlust von Muskelmasse und Kraft und die daraus resultierende Schwächung wird in der Fachsprache Sarkopenie genannt: Sarx bedeutet im griechischen „Fleisch“ und penia bedeutet „Verlust“ oder „gering“.

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DAS FATALE "KEINE-ZEIT"-THEMA

Warum pflegen wir unsere Zähne täglich mindestens 2x à 3 Minuten (das sind imemrhin 42 Minuten pro Woche), haben aber keine Zeit um wenigstens 2x wöchentlich unsere Muskulatur zu pflegen? Diese Frage stellen wir uns täglich – sie formt im Wesentlichen die Basis für diese Seite. Unsere Muskulatur kann als eines der wichtigsten Organe unseres Körpers verstanden werden. Ein Leben ohne Muskulatur ist nicht möglich und ihr zunehmender Verlust ist mitverantwortlich für vielerlei Krankheiten, wie zum Beispiel Diabetes Typ 2, Osteoporose, Arthrose, Krebs, Depressionen, Rückenschmerzen, chronische Schmerzsyndrome und die Schwächung des Immunsystems. All diese Faktoren verdeutlichen, dass die Sarkopenie die eigene Lebensqualität erheblich negativ beeinflusst.  

WIE ENTSTEHT DIE PROBLEMATIK?

Zunächst ist es wichtig festzuhalten, dass das Alter allein nicht die primäre Ursache der Sarkopenie ist. Muskelbiopsien legen nämlich nahe, dass das Muskelgewebe als Solches überhaupt nicht unter dem Altern leidet.1 Die Menschen verlieren ihre Muskelmasse und -kraft nicht, weil sie älter werden, sondern weil sie ihr Leben im Büro, auf der Couch oder vor dem Fernseher verbringen.2

Normalerweise erreicht der Mensch mit ungefähr 25 Lebensjahren den optimalen Wert bezüglich seines muskulären Status. Mit zunehmendem Alter (zwischen 20 – 30 Jahren) ist zu beobachten, dass andere Prioritäten entstehen (z.B. Arbeit, Partner, Familienplanung, etc.), welche dann oftmals zu Lasten von Sport, Bewegung und allgemeiner Gesundheit gehen. Dementsprechend sehen wir, dass nach ungefähr 25 Lebensjahren, durchschnittlich 0,5 bis 1,5% der Muskelmasse im Jahr verloren gehen3 (siehe Grafik hier unten).


Nach 10 bis 15 Jahren gehen bereits 10 bis 15 Prozent der Muskelmasse verloren (und es hat sich zusätzlich oftmals einiges an Fettmasse angesammelt). Das hat zur Folge, dass die Menschen häufig im Alter von ungefähr 40 Jahren erstmals mit der Physiotherapie in Berührung kommen. Fragen sie spaßeshalber mal nach, wie viele Leute aus ihrer Umgebung im Alter von 40 Jahren noch nie beim Physiotherapeuten waren. Sie werden sicherlich auf nicht viele treffen!

Über die Jahre geht nicht nur Muskelmasse und dementsprechend auch Muskelkraft verloren, sondern auch die Muskellänge. Muskelverlust entsteht – genauso wie der Aufbau von Muskulatur – indem die kleinsten Einheiten der Muskelzellen (= die Sarkomere) aufeinander oder nebeneinander ab- bzw. aufgebaut werden. Genau dann, wenn diese Einheiten nebeneinander abgebaut werden, hat der Muskelverlust einen direkten Einfluss auf die Muskellänge. Hinzu kommt, dass die meisten von uns den Alltag hauptsächlich im Sitzen verbringen. Da wir wissen, dass unsere Muskulatur ein dynamisches Gewebe ist, das sich je nach Funktion und Arbeitslänge verkürzen oder verlängern kann, 4, 5, 6 wird ein sitzender Alltag diesen Prozess der Verkürzung höchstwahrscheinlich nicht gerade positiv beeinflussen.

Deshalb sehen wir häufig Menschen ab dem 40. Lebensjahr, die über einen Bewegungsverlust klagen, unter Umständen auch einhergehend mit einer verminderten Leistungsfähigkeit (privat &/oder beruflich), sowie der Entstehung von muskulären Beschwerden in Form von (Ver-)Spannungen in unterschiedlichen Bereichen des Körpers. Der Taucheranzug wird, vor allem morgens beim Aufstehen, immer enger. An dieser Stelle entsteht ein (akuter) Therapiebedarf. Die Betroffenen suchen häufig einen Arzt auf, welcher eine Verordnung für Physiotherapie ausstellt und damit die Hoffnung erweckt, dass man durch sechs Mal (a 20 Minuten) Massage die Beschwerden (möglichst langfristig) beseitigen kann. Leider müssen wir sie in diesem Punkt enttäuschen und klarstellen, dass dies ein Wunschgedanke ist und die Therapieform einer “Massage” in den meisten Fällen – besonders auf muskulärer Ebene – nicht so sinnvoll ist, wie es der breiten Bevölkerung bisher oftmals vermittelt wird.

Der Prozess der Sarkopenie ist ein fortschreitender Prozess, wo es gilt, ihn frühzeitig zu erkennen und entgegenzuwirken. Sollte man nicht rechtzeitig entgegenwirken, ist es unter Umständen möglich, dass man zwischen dem 70. und 80. Lebensjahr einen Verlust von ungefähr 40- 50% Muskelmasse hat. Hier entsteht ein akuter Hilfebedarf und man verliert die Entscheidungsfreiheit. Man verliert die Freiheit eigenständig Entscheidungen zu treffen, verliert seine Lebensqualität und ist abhängig von Pflegepersonal, Familie, etc. Eine schreckliche, doch leider realistische Zukunft für vielen von uns.

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Wir reden hierbei über ein Muskelkraft- und Muskelmasseverlust, wobei man beispielsweise nicht mehr in der Lage ist aus einem tiefen Stuhl geschweige denn aus einem Toilettensitz aufzustehen. Wenn die Kraft fehlt, um aus einem tiefen Stuhl aufzustehen, tendiert man häufiger dazu sitzen zu bleiben. Diese zunehmende Inaktivität führt dazu, dass der Muskelabbau weiter “gefördert” wird. Die von Sarkopenie betroffenen Menschen besitzen eine höhere Neigung zu stürzen (sogenannte Fall-/Sturzneigung), was wiederrum zu Knochenbrüchen (sogenannte Frakturen) führen kann. Auch das Risiko im Laufe des Lebens an Osteoporose, Diabetes, Demenz, Fettleibigkeit oder einer Immunschwäche zu erkranken steigt spürbar an und die Betroffenen sterben häufig früher (und auf eine qualsamere Art) als Gleichaltrige ohne Sarkopenie.

Uns ist wichtig, an dieser Stelle erneut zu betonen, dass muskuläre Gesundheit und Knochengesundheit direkt miteinander zusammenhängen. Es gibt so zum Beispiel wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass die Kraft der Oberschenkelmuskel direkt in Verbindung mit der Mortalität (Sterblichkeitsrate) steht.7 Wird die Bewegung und die körperliche Aktivität aus dem eigenen Leben verbannt, hat dies nicht nur Folgen für unseren Bewegungsapparat, sondern gleichermaßen auch für unser Gehirn. Das größte Areal im Gehirn ist für unsere koordinative Bewegung verantwortlich. Wenn wir die Bewegung aus unserem Leben verbannen, entnehmen wir unser Gehirn den Auftrag, wesentliche Aktivitäten umzusetzen. Das hat nicht nur einen Abbau unserer Muskulatur und Knochen zur Folge, sondern auch unser Gehirn leidet darunter.

DAS PROBLEM UNSERER GESELLSCHAFT

Dass unsere Gesellschaft immer ungesünder lebt, muss mittlerweile nicht mehr diskutiert werden. Wo man vor 100 Jahren noch 20 Kilometer am Tag gelaufen ist, läuft der Mensch heutzutage im Durchschnitt nur noch 800 Meter am Tag. Dies hat sich während des Lockdowns noch einmal reduziert auf nur noch 200 Meter täglich. Ernährungstechnisch ist die Lage ähnlich: Dort, wo in Deutschland vor 160 Jahren im Durchschnitt 2120 Kalorien täglich zu sich genommen wurden, 8 liegen wir heutzutage bei 3.539 Kalorien am Tag. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, wir haben die Energiezufuhr um 166%  gesteigert obwohl wir uns zu 96% weniger bewegen. 

Eine ebenso erschreckende Veränderung ist in einer Entwicklung aus den letzten 20 Jahren zu beobachten. Schauen sie sich dazu die Spielplätze heutzutage an und vergleichen sie dieses Bild dann mit ihrer Erinnerung von Spielplätzen aus ihrer Jugend. Was fehlt hier? Genau. Die Kinder.

Wir leben in einer digitalen Welt, in der 95% der 12-Jährigen ein Smartphone besitzt (Quelle) und wir junge Erwachsene mit einer durchschnittlichen Sitz-Zeit von 10,5 Stunden als „Dauer-Sitzende“ bezeichnen können. Unsere Gesellschaft hat völlig den Bezug zu dem eigenen Körper verloren. Unser Körper hat die Aufgabe, uns zum Arbeitsplatz oder zur Schule zu bringen, damit wir dort acht Stunden im Unterricht sitzen oder am PC arbeiten. Danach ist die Aufgabe unseres Körpers uns nach Hause zu bringen, damit wir uns auf die Couch legen und unsere Serie bei Netflix weiterschauen oder endlich wieder an der Playstation spielen können.

Dies alles führt dazu, dass die meisten von uns den optimalen muskulären Wert im jungen Erwachsenenalter gar nicht erst erreichen und die Kurve wie folgt aussieht:

MYTHEN

Es wird nicht selten erzählt und geglaubt, dass es mit der eigenen Gesundheit mit dem Ende der 20er bzw. Anfang 30 anfängt bergab zu gehen. Direkt falsch ist diese Behauptung nicht, da wir in der Allgemeinbevölkerung auch sehen können, dass wir ab ca. 25 Jahren, jährlich ungefähr 0,5 – 1,5 % der Muskelmasse verlieren.

Allerdings handelt es sich hierbei um eine durchschnittliche Statistik und ein Durchschnitt muss bekannterweise nicht die Norm sein. Viel wichtiger ist, dass wir uns die Leute anschauen, die nicht im Durchschnitt liegen, nämlich die Leute, die deutlich mehr oder weniger Muskelmasse behalten können. Was machen diese Menschen anderes und was können wir daraus lernen? Nennenswerte Beispiele hierzu sind Ernestine Shepherd, Frank Zane und Charles Eugster.


Charles Eugster war ein britisch-schweizerischer Zahnarzt, der nach seiner Pensionierung mit 75 Jahren intensiv Seniorensport betrieb und in den jeweiligen Alterskategorien Weltrekorde innehielt. Von 2000 bis 2010 hatte er bei jeder Altersklassen-Weltmeisterschaft der Ruderer immer eine Goldmedaille gewonnen, 2013 war er mit 94 Jahren der älteste Teilnehmer an der Weltmeisterschaft. Zudem hält Eugster den Weltrekord im 400-Meter-Lauf im Freien sowie in der Altersklasse der Über-95-Jährigen den Hallenweltrekord über 200 Meter mit 55,48 Sekunden. Er war 2013 Weltmeister im Fitness-Zehnkampf. Er verstarb 2017 im Alter von 97 Jahren.

Ernestine Shepherd ist eine amerikanische Bodybuilderin, die dafür bekannt ist, einst die älteste wettbewerbsfähige Bodybuilderin der Welt zu sein, wie vom Guinness-Buch der Rekorde im Jahr 2010 erklärt. Sie ist mittlerweile 86 Jahre alt und noch immer eine (wenn auch nicht mehr im Wettbewerb) aktive Bodybuilderin.

Frank Zane ist ein ehemaliger professioneller Bodybuilder und dreimaliger Gewinner des Mr. Olympias (renommierteste Auszeichnung im Bodybuilding) aus den Vereinigten Staaten. Frank Zane ist dafür bekannt, den mitunter besten und ästhetischsten Körperbau aller Zeiten zu haben und hat es geschafft, seine beeindruckende Muskelmasse bis zum Alter von 72 Jahren aufrechtzuerhalten. 

WIE SIEHT ES IM SPITZENSPORT AUS?

In der Tat sind die meisten Spitzensportler im Breitensport zu ihren besten Zeiten in den 20er Jahren. Olympische Gewichtheber zum Beispiel erreichen ihren sportlichen Höhepunkt durchschnittlich im Alter von 26 Jahren.9 Das Alter, in dem Spitzenleistungen erbracht werden, variiert jedoch je nach Sportart von Anfang des 20. bis Anfang des 40. Lebensjahres. Viele Spitzensportler ziehen sich nicht zurück, weil sie ihre körperliche Blütezeit hinter sich haben, sondern aufgrund von Verletzungen, drogenbedingten Gesundheitsrisiken, besseren Karrierechancen oder einfach, weil sie keine weiteren Karriereziele, die es zu erreichen gilt, vor Augen haben.

Betrachtet man die Sportarten im Speziellen, bei denen Kraft und Muskelmasse die primären Determinanten der Leistung sind, so erreichen die Athleten ihren sportlichen Höhepunkt deutlich später. Kraftdreikämpfer erreichen ihre Blütezeit durchschnittlich in einem Alter von 35 Jahren.10

Bezüglich dem Muskelwachstum und der Kraftentwicklung nach standardisiertem Krafttraining bei 18- bis 39-Jährigen ist zu erkennen, dass kein Zusammenhang zwischen dem Alter und der Rate des Muskelwachstums oder der Kraftentwicklung besteht.11 Studien, die an hochklassigen Meisterschaftssportlern durchgeführt wurde, ergaben sogar keinen signifikanten Verlust an fettfreier Körpermasse oder Kraft im Alter von 40 bis 81 Jahren bei Personen, die weiter trainierten.12 Sogar in den 90er Jahren reagiert unsere Muskulatur noch immer auf Krafttraining. Acht Wochen lang moderates Krafttraining haben in einer Studie die Kraft um durchschnittlich 174% erhöht.13

WAS KÖNNEN SIE ALS PATIENT ODER ARZT BEI/VON UNS ERWARTEN?

Wenn Sie uns innerhalb der Physiotherapie besuchen, werden wir uns bei Ihrem Ersttermin ausreichend Zeit für Sie nehmen, um eine ausführliche und professionelle Untersuchung zu ermöglichen. Dies stellt für uns die Basis des Erfolgs dar. Aus dem Grund planen wir beim Ersttermin standardisiert 30 Minuten für Sie ein und schenken Ihnen hiermit 10 Minuten Behandlungszeit. Hingegen liegt die Kassenleistung für eine physiotherapeutische Behandlung bei 15 Minuten. Wir bieten Ihnen die Möglichkeit für alle weiteren Termine jeweils 10 Minuten Behandlungszeit extra hinzu zubuchen und so persönliche Therapieergebnis zu optimieren. 

Wenn eine Sarkopenie bereits festgestellt worden ist oder ein Verdacht besteht, liegt es uns am Herzen sie zunächst über das Thema Sarkopenie aufzuklären. Wir zeigen ihnen, wie sie ihre Körperzusammensetzung optimieren und ihre Belastbarkeit verbessern können, sodass ihre Beschwerden und Problemen im Alltag reduziert werden. Wir bieten verschiedene Leistungen, die sie hierfür bei uns in Anspruch nehmen können.

Um Muskelmasse und -kraft wieder aufzubauen sind in der Basis zwei Sachen erforderlich:

  1. Über einen längeren Zeitraum (minimal 6 Monaten) ist mindestens zweimal wöchentlich ein progressives Krafttraining erforderlich. Obwohl man sich minimal 6 Monaten Zeit nehmen sollte, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen, ist bei einer diagnostizierten Sarkopenie dringend zu empfehlen, nicht (Nie) mehr mit dem Krafttraining aufzuhören. Nur das Krafttraining ist in der Lage, den Prozess der Sarkopenie umzukehren. Keine andere Sportart – egal ob Spazieren, Joggen, Schwimmen oder Fußball – kann den gewünschten Effekt erzielen, der mit dem Kraftsport erreicht werden kann.
  2. Eine Ernährungsoptimierung ist auch in diesem Themenfeld ein ausschlaggebender Faktor. Um Trainingsreize zu verarbeiten und Muskelmasse und -kraft aufzubauen benötigt man entsprechende Bausteine aus der Ernährung. Fehlen diese Bausteine wird das Training nur minimale Erfolge erzielen.

ERNÄHRUNG

Beginnen wir mit dem Faktor Ernährung. Die Sarkopenie ist zum Teil das Ergebnis eines Prozesses namens „anabole Resistenz“.14 Die Anabole Resistenz stellt die Folge von Inaktivität und Alterung dar und bezieht sich auf eine verminderte Rate der Proteinsynthese (Neubildung von Proteinen in Zellen) nach Mahlzeiten und Krafttraining.

Es gibt keine direkte Behandlung bezüglich der anabolen Resistenz, außer gesund zu leben, sich dementsprechend zu ernähren und das Krafttraining fortzusetzen. 15 Wir können der anabolen Resistenz jedoch sehr effektiv mit einem speziellen Ernährungsprogramm entgegenwirken.

Ältere Menschen mit anaboler Resistenz benötigen eine höhere Leucindosis (Leucin ist einer der essenziellen Aminosäuren (Grundbausteine der Proteine)) und damit eine größere Menge an Protein pro Mahlzeit, um die Muskelproteinsynthese zu maximieren. 16 Während bei jungen Menschen die Proteinsynthese über 20 Gramm hochwertiges Protein hinaus kaum weiter ansteigt, zeigen verschiedene Studien, dass bei älteren Menschen die Proteinsynthese bis hin zu 45 Gramm Protein ansteigt.17 Hierbei ist jedoch zu beachten, dass der tägliche Gesamtproteinbedarf mit dem Alter nicht zunimmt.18 

In Bezug auf die Anwendung läuft die Bekämpfung der anabolen Resistenz also einfach darauf hinaus, insgesamt wenigere aber dafür größere Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Konkret sollten ältere Menschen zu jeder Mahlzeit mindestens 0,4 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen – bei Männern bestenfalls niemals weniger als 40 Gramm.19 Eine höhere Proteinzufuhr pro Mahlzeit bedeutet im Allgemeinen, dass 2 – 4 Mahlzeiten täglich ideal für ältere Personen sind.

Ideal bedeutet aber nicht gleich einfach. Dies zeigen Nahrungsbeispiele, wie etwa das Ei mit gerade mal 7 Gramm Eiweiß, 100 Gramm Magerquark, der 10 Gram Eiweiß enthält oder 100 Gramm Hähnchenfilet, welches 23 Gramm Eiweiß enthält. Wir finden mit ihnen einfache Lösungen, wie auch sie sowohl die Gesamteiweißaufnahme über den Tag als auch die Eiweißaufnahme pro Mahlzeit erhöhen können.

Vielleicht haben sie schon mal gehört dass ein hoher Proteinzufuhr ungesund oder schlecht für die Nieren sein sollten. Hier können wir sie beruhigen. Sogar deutlich übermäßige Proteinzufuhren, die für Monate konsumiert werden, beeinflussen die Gesundheit im Allgemeinen nicht negativ und das schließt die Nierengesundheit ein.20

Unsere Therapeuten haben sich alle mit dem Thema Ernährung und dessen Bedeutung für unsere Gesundheit und allgemeine Fitness auseinandergesetzt und wurden diesbezüglich intern geschult. Für uns ist dies ein zusätzlicher Faktor, der während des Therapieprozesses definitiv angesprochen wird und ihr Therapieergebnis durchaus optimieren kann. Obwohl Eiweiß unser Hauptthema sein wird bei der Diagnose Sarkopenie, ist Eiweiß nicht das Einzige was wichtig ist und optimiert werden kann. Gerne beraten wir ihnen vor Ort weiter über dieses Thema.

KRAFTTRAINING

Wie bereits oben geschrieben muss über einen längeren Zeitraum mindestens zweimal wöchentlich ein progressives Krafttraining durchgeführt werden. Nur das Krafttraining ist in der Lage, den Prozess der Sarkopenie umzukehren. Keine andere Sportart gibt eine ausreichende Trainingsintensität wieder, die so individuell wie beim Krafttraining bestimmt und über einen langen Zeitraum (im Prinzip unendlich) progressiv gesteigert werden kann. Unabhängig davon, wie gut Ihnen das Spazieren, Joggen oder Schwimmen tut – der Effekt der Sarkopenie kann auf diese Weise nicht umgekehrt werden.

Was können Sie von dem Krafttraining erwarten? Wenn man an Krafttraining denkt, denken die meisten schon schnell an Begriffe wie „Mukkibude“ oder „Pumpen“. Leider ist das Image des Krafttrainings immer noch nicht das, was es in unseren Augen sein müsste. Wir werden, nachdem wir Ihre Körperzusammensetzung (prozentuale Anteile an Muskel- und Fettmasse) analysiert haben, zusammen mit Ihnen einen individuellen Plan mit den effektivsten Übungen zusammenstellen, der sich auf Ihre Probleme im Alltag in Kombination mit individuellen Schwachstellen fokussiert. Wir werden zu Beginn vergleichsweise leicht anfangen und dafür sorgen, dass sie zunächst die Übungen und deren Durchführung beherrschen. Im Verlauf der Zeit werden wir die Belastung in kleinen Schritten progressiv steigern, um sicherzustellen, dass ein Muskel- und Kraftaufbau realisiert wird.

Da ältere Trainierende seltener dazu in der Lage sind, hohe Kraftleistungen zu erbringen und gleichzeitig einem größeren Risiko für Bindegewebsverletzungen ausgesetzt sind, haben sie weniger zu gewinnen, wenn sie wirklich schwer trainieren. Deswegen fokussieren wir uns bei dieser Zielgruppe auf ein Training mit höheren Wiederholungen in Kombination mit einem langsamen Wiederholungstempo, da ältere Trainierende schneller ermüden, wenn sie explosive Wiederholungen ausführen.21

„AGE IS JUST A NUMBER“

Es ist nie zu spät, um mit dem Krafttraining zu beginnen, und immer zu früh, um aufzuhören. Während der Wettbewerb mit den Besten der Welt nach Mitte 40 möglicherweise nicht mehr zu 100% realistisch ist, kann man immer schlank bleiben und den größten Teil der Muskelmasse zum Lebensende behalten. Übung ist wirklich ein Allheilmittel. Der Mensch hat sich entwickelt, um zu rennen, zu jagen, zu reisen, zu tanzen und zu leben. Gebe dem Körper das, was er braucht, bleibe schlank und fit und er wird dir viele Jahrzehnte lang für ein langes, muskulöses, schmerzfreies und glückliches Leben dienen.

Bei diesem Blog handelt es sich um eine kostenlose Wissensvermittlung der betroffenen Krankheitsbilder. Da sich die Krankheitsbilder trotz klinischer Diagnosen häufig unterschiedlich in ihren Symptomen präsentieren können, bedarf es einer fachgerechten Abklärung. „Dadurch kann mit gezielten therapeutischen Massnahmen an der individuellen Problematik gearbeitet werden.

QUELLENANGABE

  1. Venturelli, M., Saggin, P., Muti, E., Naro, F., Cancellara, L., Toniolo, L., … & Schena, F. (2015). In vivo and in vitro evidence that intrinsic upper‐and lower‐limb skeletal muscle function is unaffected by ageing and disuse in oldest‐old humans. Acta Physiologica215(1), 58-71.
  2. Kim, J. S., Wilson, J. M., & Lee, S. R. (2010). Dietary implications on mechanisms of sarcopenia: roles of protein, amino acids and antioxidants. The Journal of nutritional biochemistry21(1), 1-13.
  3. III, L. J. M., Khosla, S., Crowson, C. S., O’Connor, M. K., O’Fallon, W. M., & Riggs, B. L. (2000). Epidemiology of sarcopenia. Journal of the American Geriatrics Society48(6), 625-630.
  4. Williams, P. E., & Goldspink, G. (1973). The effect of immobilization on the longitudinal growth of striated muscle fibres. Journal of Anatomy116(Pt 1), 45.
  5. Williams, P. E., & Goldspink, G. (1978). Changes in sarcomere length and physiological properties in immobilized muscle. Journal of anatomy127(Pt 3), 459.
  6. Williams, P. E., & Goldspink, G. (1971). Longitudinal growth of striated muscle fibres. Journal of cell science9(3), 751-767.
  7. Nakamura, T., Kamiya, K., Hamazaki, N., Matsuzawa, R., Nozaki, K., Ichikawa, T., … & Ako, J. (2021). Quadriceps strength and mortality in older patients with heart failure. Canadian Journal of Cardiology37(3), 476-483.
  8. Segers, Y. (2005). Economic Growth and Living Standards. Private Consumer Expenditure and Food Consumption in Nineteenth Belgium. Journal of european economic history34(2), 513-538.
  9. Huebner, M., & Perperoglou, A. (2019). Performance development from youth to senior and age of peak performance in Olympic weightlifting. Frontiers in physiology10, 1121.
  10. Solberg, P. A., Hopkins, W. G., Paulsen, G., & Haugen, T. A. (2019). Peak age and performance progression in world-class weightlifting and powerlifting athletes. International journal of sports physiology and performance14(10), 1357-1363.
  11. Lowndes, J., Carpenter, R. L., Zoeller, R. F., Seip, R. L., Moyna, N. M., Price, T. B., … & Angelopoulos, T. J. (2009). Association of age with muscle size and strength before and after short-term resistance training in young adults. Journal of strength and conditioning research/National Strength & Conditioning Association23(7), 1915.
  12. Wroblewski, A. P., Amati, F., Smiley, M. A., Goodpaster, B., & Wright, V. (2011). Chronic exercise preserves lean muscle mass in masters athletes. The Physician and Sportsmedicine39(3), 172-178.
  13. Fiatarone, M. A., Marks, E. C., Ryan, N. D., Meredith, C. N., Lipsitz, L. A., & Evans, W. J. (1990). High-intensity strength training in nonagenarians: effects on skeletal muscle. Jama263(22), 3029-3034.
  14. Churchward‐Venne, T. A., Breen, L., & Phillips, S. M. (2014). Alterations in human muscle protein metabolism with aging: protein and exercise as countermeasures to offset sarcopenia. Biofactors40(2), 199-205.
  15. Moro, T., Brightwell, C. R., Deer, R. R., Graber, T. G., Galvan, E., Fry, C. S., … & Rasmussen, B. B. (2018). Muscle protein anabolic resistance to essential amino acids does not occur in healthy older adults before or after resistance exercise training. The Journal of nutrition148(6), 900-909.
  16. Moore, D. R., Churchward-Venne, T. A., Witard, O., Breen, L., Burd, N. A., Tipton, K. D., & Phillips, S. M. (2015). Protein ingestion to stimulate myofibrillar protein synthesis requires greater relative protein intakes in healthy older versus younger men. Journals of Gerontology Series A: Biomedical Sciences and Medical Sciences70(1), 57-62.
  17. Holwerda, A. M., Paulussen, K. J., Overkamp, M., Goessens, J. P., Kramer, I. F., Wodzig, W. K., … & van Loon, L. J. (2019). Dose-dependent increases in whole-body net protein balance and dietary protein-derived amino acid incorporation into myofibrillar protein during recovery from resistance exercise in older men. The Journal of nutrition149(2), 221-230.
  18. Rafii, M., Chapman, K., Elango, R., Campbell, W. W., Ball, R. O., Pencharz, P. B., & Courtney-Martin, G. (2015). Dietary protein requirement of men> 65 years old determined by the indicator amino acid oxidation technique is higher than the current estimated average requirement. The Journal of nutrition146(4), 681-687.
  19. Churchward-Venne, T. A., Holwerda, A. M., Phillips, S. M., & van Loon, L. J. (2016). What is the optimal amount of protein to support post-exercise skeletal muscle reconditioning in the older adult?. Sports Medicine46(9), 1205-1212.
  20. Antonio, J., Ellerbroek, A., Silver, T., Vargas, L., & Peacock, C. (2016). The effects of a high protein diet on indices of health and body composition–a crossover trial in resistance-trained men. Journal of the International Society of Sports Nutrition13(1), 1-7.
  21. Callahan, D. M., & Kent-Braun, J. A. (2011). Effect of old age on human skeletal muscle force-velocity and fatigue properties. Journal of Applied Physiology111(5), 1345-1352.
  22.  
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